Brummbär hat geschrieben:Also, für mich steck hier schon in der Frage ein Denkfehler. Es gibt keine Mindestlaufzeit oder -strecke um Motoren nicht zu belasten.
Jeder Kaltstart stellt eine besondere Belastung für den Motor dar. Wenn du nach einem Kaltstart noch 200km am Stück fährst, wird die anfängliche Belastung dadurch nicht
kompensiert.
Das ist natürlich grundsätzlich richtig.
Aber ich denke die ursprüngliche Frage zum Thema Kurzstrecke könnte man auch so formulieren:
'Wie lange sollte man einen Motor nach dem Kaltstart fahren, um negative Auswirkungen des Kaltstarts und der Warmlaufphase so gering wie möglich zu halten?'
Dann wird es eindeutiger, aber auch eine mittlere wissenschaftliche Abhandlung draus.
1. Bei jeder Verbrennung entsteht Wasser(dampf). Der geht ins Abgas, aber auch ins Öl. Durch Dampf in den Blow-By-Gasen und durch Kondensation an (kühlen) Bauteilen.
Das dürfte jedem einleuchten.
2. Zusätzlich kondensiert während der Verbrennung auch Kraftstoff aus, der sich ebenfalls ins Öl schafft. Wiederum hauptsächlich in der Kaltlaufphase.
3. Blöd an der ganzen Sache ist dabei, dass weder das Kondenswasser noch die Kraftstoffrückstände eine Veranlassung sehen, freiwillig wieder aus dem Öl (-Wasser-Kraftstoffgemisch) rauszugehen.
4. Es sei denn man erwärmt das Öl über die Verdampfungstemperatur der beigemischten Flüssigkeiten. Bei Wasser ist es ziemlich klar, dieses kocht bei etwa hundert Grad. Verdampft also spätestens dann schlagartig.
Kraftstoffe und die meisten Additive darin sieden etwas früher. Sollten also, temperaturmässig, theoretisch etwas früher aus dem Öl ausgasen.
5. Da die Öl-Kraftstoff-Wasser Mischung/Emulsion/Lösung aber nicht mehr so einfach getrennt betrachtet werden kann, wird sich irgend ein Mittelwert der Verdampfungstemperatur des Gemischs einstellen. Das ist aber für die grundsätzliche Betrachtung der weiteren Vorgänge egal.
6. Jetzt kommen die weiteren Verschleissfaktoren des ‚Kaltstarts‘ ins Spiel. Es sind nämlich genau diese Rückstände im Öl, die in Kombination (Verbrennungsrückstände, Kondenswasser, Kraftstoff etc.) den Motorverschleiss erhöhen. Gerade mit dem neuen, höheren Alkoholanteil im Treibstoff entstehen Säuren, die Metalle im Motor (Lager, Gleitflächen und andere Metalloberflächen) angreifen, d.h. korrodieren.
7. Somit wird klar, dass sich jedem Kaltstart ein Motorlauf anschliessen sollte, der die Öltemperatur so hoch treibt, dass die unerwünschten Anteile im Öl verdampfen können.
Je niedriger diese Öltemperatur ist, desto länger dauert natürlich dieser Ausgasungsvorgang.
8. Moderne Motorenöle können durch entsprechende Additive gewisse Schadstoffmengen verkraften und deren Einfluss kompensieren. Allerdings ist diese Kapazität durch das Ölvolumen bedingt, endlich und zusätzlich altert das Öl durch diese Vorgänge schneller.
9. Jetzt ist auch folgendes klar: Das Schlimmste was man seinem Motor antun kann, ist, ihn alle paar Wochen zu starten, ohne das Motoröl auf Betriebstemperatur zu bringen.
D.h. jedesmal einen Kaltstart (erhöhter Verschleiss) und zusätzlich Aufsummierung schädlicher (korrosiver) Bestandteile im Schmiermittel, weil das Zeug keine Chance hat wieder aus dem Öl zu verdampfen.
In der Hoffnung das einigermassen verständlich rübergebracht zu haben,
Gruß,
Peter